Diesen Kanon sangen die Gottesdienstteilnehmenden am Himmelfahrtsvormittag in der Kreuzkapelle.
In diesem Jahr fuhren wir nicht hinaus ins Weite. Angelehnt an Goethes Worte blieben wir am 18. Mai hier in unserer gewohnten Umgebung, denn „das Gute liegt so nah“.
Die frohe Botschaft aus dem Gottesdienst war spürbar für uns im weiteren Beisammensein an diesem sonnigen Frühlingstag.
Wir ließen uns mit Waldmeistermaibowle verwöhnen, die Reinhard Adamski extra für uns bereitet hat. Bernhard Beier sorgte als Grillmeister für reichlich Würstchen, Käse und Gemüsespieße. Danke sagen wir an dieser Stelle auch allen Bäckerinnen und Salatbereiterinnen, die uns mit ihren Gaben sehr verwöhnten.
Zum ersten Mal in diesem Jahr konnten wir die Tür zum Garten weit öffnen. Und als zur Kaffeezeit dann Wolfgang Zacharias mit seiner Drehorgel überraschend zu Besuch kam, da ging der Himmel nicht nur über, sondern auch in uns auf.
Das Gute lag wirklich nah. Vielen Dank für alle Hilfe an diesem Tag und für das Mitfeiern.
Es war ein wunderbares Fest. M.Diehl
Der Himmel geht über allen auf
Frühlingsgeflüster
„Nun will der Lenz uns grüßen“ – endlich ist er nicht nur draußen sichtbar, sondern auch spürbar für uns. Alles grünt und sprießt, die Vögel zwitschern. Da erwacht in uns allen doch alljährlich ein Entzücken und manchmal halten wir inne und werden ganz still, um die lauen Lüfte und süßen Düfte von Herzen genießen zu können.
Von anderen Tönen mitten im Frühling darf ich aus der ZeitOase berichten.
Am 19. April kochten wir uns gemeinsam eine Frühlingssuppe, die wir dann auch gemeinschaftlich auslöffelten. Und ganz still ist es bei uns weder beim Bereiten der Speisen noch beim Essen!
Was wäre ein Frühling ohne die Lieder, welche von Hoffnung und Wärme, von Musik und Tanz erzählen?
Frau Rosemarie Reek brauchten wir am 3. Mai nicht zu betteln – im Gegenteil, sie setzte sich wie so oft nach einem gemütlichen Kaffeetrinken gerne ans Klavier und erfreute uns mit den Melodien, die wir mitsingen oder mitsummen konnten oder uns einfach in Schunkellaune versetzten.
Wenn wir aus dem Bischof-Weskamm-Haus einige Bewohner:innen zum Stiftungsnachmittag abholen, dann machen einige von uns gleichzeitig dabei auch immer eine kleine Spazierfahrt, entweder im Rollstuhl oder im Auto.
Zu einem Frühlingsspaziergang der besonderen Art hatten die Mitarbeiterinnen der Freiwilligenagentur Katja Rink und Janina Schurich-Wishet am 10. Mai einige Menschen eingeladen, die Interesse an ehrenamtlicher Arbeit haben. Einige ausgewählte Einrichtungen mit sozialem Engagement besuchten sie auf ihrer Tour. Dabei lernten sie nicht nur einen Stadtteil von Magdeburg besser kennen, sondern sie bekamen auch einen Eindruck von der Arbeit, die Menschen für Menschen in diesem westlichen Stadtgebiet tun. In der ZeitOase durften wir sie zum Abschluss ihrer Entdeckungsreise begrüßen. Frühlingsgeflüster?
Nein, es wurde wahrlich nicht leise gesprochen an diesem Nachmittag. Es entwickelten sich zwar sofort kleine „Murmelgruppen“. Aber letztlich war es ein lautes und fröhliches Erzählen mit viel (Zeit)Raum auch zum Übersetzen, denn wir befanden uns wieder einmal in einer ganz internationalen Gemeinschaft mit Frauen und Männern aus Syrien, aus Mexiko und aus der Ukraine. Wir erlebten, wie klein die große Welt ist und wie wohl uns das Miteinander tut.
Sprachbarrieren hinderten uns keineswegs am gegenseitigen Kennenlernen. Der gedeckte Tisch war der Mittelpunkt unseres Treffens. Gemeinsam feierten wir spontan ein Frühlingsfest – natürlich wieder mit den passenden Liedern unter der Begleitung von Frau Reek.
Frühlingsgeflüster? Ja, ich hörte leises Sehnen und Hoffen für gutes Wachsen und Gedeihen der Früchte, die wir zum Leben brauchen. Und unser stiller Wunsch darf gern ein lauter Ruf werden, wenn wir einander verstehen und in Frieden leben wollen. M. Diehl
Wenn es Ostern wird
Wenn ein Hasenchor singt,
wenn Bommelküken piespen,
wenn ein Filzhuhn gackert,
wenn ein Wollschäfchen Schokoeier hütet,
wenn Menschen mit Gedanken, Worten, Händen und Füßen etwas für uns tun,
dann treffen sie mitten in unser Herz.
Wie gern war ich Beobachterin solcher Momente.
Und wirklich – die Freude, die ich in den Gesichtern sah, war ansteckend. M.Diehl
Ein Nachmittag voller Überraschungen
Ein wunderschöner Nachmittag voller Überraschungen in der ZeitOase
„So ein schöner Nachmittag!“ „ Solch schöne und klare Stimmen“ „Welch toller musikalischer Genuss!“ „War das schön!“ So, oder ähnlich konnte man die Stimmen der Dank- und Zeit-Stifter: innen beim Verabschieden in der ZeitOase und auch noch Tage später hören. Eine wahre Begeisterung bei allen Zuhörenden!
Was war der Anlass? Die Geschwister Philipp und Johanna Petter, welche seit vielen Jahren die Musik als ihr Hobby, ihre große Leidenschaft entdeckt haben, beschenkten die Besucher der ZeitOase mit einem wunderschönen Programm auf höchstem Niveau. Ob auf dem Klavier oder mit ihren Stimmen, die Ruhe im Raum ließ erahnen, wie „andächtig“ und ergriffen ein jeder von dieser Musik und der Aufführung war. Applaus und Zugabe waren das Dankeschön für die beiden Geschwister, besser gesagt an alle drei Überraschungsgäste. Begleitet wurden sie nämlich von ihrer Großmama, welche die musikalische Laufbahn der Beiden seit Kindheitstagen an mit großem Interesse begleitet.
Da Essen ja bekanntlich Leib und Seele zusammenhält, beschenkten sie uns nicht nur mit diesem musikalischen Hochgenuss, sondern hatten auch noch einen köstlichen Gaumenschmaus für die Kaffeetafel im „Gepäck“.
Es heißt auch: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“ Dank Herrn Frackowiak, der treu Woche für Woche seine Zeit schenkt und uns auf dem Klavier begleitet, gehört das gemeinsame Singen zur Normalität, darf bei keinem Beisammensein fehlen, so auch an diesem Nachmittag.
Friedrich Theodor Vischer pflegte bereits vor über einhundert Jahren zu sagen: „Mach anderen Freude! Du wirst erfahren, dass Freude freut.“ Dass dieser weise Spruch auch in der heutigen Zeit noch aktuell und wahr ist, durfte ein jeder an diesem Tag erfahren.
Herzlichen Dank für diesen wunderschönen Nachmittag!
Friedenslicht
Vor einem Jahr gestalteten wir in der ZeitOase eine Kerze, mit deren Entzünden wir immer wieder unseren Wunsch nach Frieden in unserem kleinsten Umkreis, aber auch draußen in der großen Welt zum Ausdruck bringen wollten.
Denke ich an die Gesprächsrunden in den ersten Wochen dieses Jahres hier in unserer ZeitOase, dann kann ich berichten, dass uns dieses Thema bei jedem Treffen sehr bewegt hat.
Wenn wir einander zuhören und uns gegenseitig achten, wenn wir immer wieder Brücken zum anderen bauen und sie auch begehen, dann entstehen Friedensoasen.
Am 8. Februar 2023 erlebte ich mit der Stiftungsgruppe ein übliches Kaffeetrinken, aus dem sich spontan eine sehr angeregte Gesprächsrunde entwickelte. Vielmehr wurde es sogar eine gemixte Unterrichtsstunde für alle Teilnehmenden aus Syrien, Afghanistan, Deutschland. Wir erweiterten unsere geografischen Kenntnisse, hatten Religionskunde dabei und die aktuelle Politik kam ebenfalls zur Sprache.
Auch der 11jährige Jadd begleitete seine Oma Mouluda an diesem Tag zum Stiftungsnachmittag. Als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, machten wir uns gemeinsam auf den Weg, um ältere Menschen aus dem Pflegeheim abzuholen in die ZeitOase. Er spricht inzwischen so gut unsere Sprache, dass er an diesem Nachmittag auch als Brückenbauer in unserer gegenseitigen Verständigung agierte.
Die Kerze ist fast heruntergebrannt. Wir werden in den nächsten Tagen eine neue aufstellen. Und wir wollen, dass sie nicht nur die ZeitOase erhellt, sondern dass dieses Friedenslicht in unseren Herzen brennt. M.Diehl
Grenzenlos
Der Januar in der ZeitOase ist in den vergangenen Jahren geprägt von der Praktikumszeit für Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse aus den Gymnasien.
Davon berichtete ich schon einige Male. Auch heute ist es mir ein Bedürfnis, diesen besonderen Tagen einen Platz der Würdigung und der Erinnerung zu schaffen.
Vom 16. Januar bis zum 1. Februar 2023 absolvierten Elea Becker und Du Mingyu (beide besuchen das Domgymnasium) und Yizhou Wang und Kaiming Yang (beide sind am Norbertusgymnasium) ihr Sozialpraktikum in der ZeitOase Magdeburg.
Mir waren in diesen drei Wochen junge Menschen anvertraut, denen ich zeigen durfte, wie es bei den Stiftungstreffen zugeht. Sehr schnell bekamen sie eine Routine beispielsweise beim Decken der Kaffeetafel oder beim Transport von Frauen und Männern im Rollstuhl, die aus dem nahegelegenen Bischof-Weskamm-Haus in die ZeitOase geholt wurden.
Elea ist Magdeburgerin, die drei jungen Männer kommen aus China. In zwei Jahren wollen sie das Abitur machen.
Das chinesische Neujahr ist ca. drei Wochen später als bei uns. Für uns ist das eine willkommene Gelegenheit, einfach zweimal Neujahr zu feiern. Die ZeitOase lud mit einem Spruchband in chinesischer Sprache die Gäste am 23. Januar ein: Ein glückliches neues Jahr! In China ist das Jahr jeweils einem bestimmten Tier gewidmet. 2023 ist das Jahr des Hasen. Der Hase steht für Frieden und Wohlstand – daher soll ein hoffnungsvolles Jahr auf uns zukommen. Der Hase löst den Tiger ab, der für Veränderung, Macht und Unberechenbarkeit steht. So übernimmt ein ruhigeres Tier das „Ruder“, welch eine Aussicht!
Ob beim Feiern des Festes, ob bei gemeinsamen Kegeln, beim Kochen oder beim Spielen, dies hat mich in der ganzen Zeit stets fasziniert: die Zugewandtheit der Menschen, die so unterschiedlich alt sind und die aus den verschiedensten Heimatländern stammen. Ältere Menschen wurden zu Neugierigen, Wissensdurstiegen, ließen sich einladen zu einer Weltreise mit den jugendlichen Reiseführer:innen. Und die jungen Menschen entdeckten während ihrer Praktikumszeit neue Fähigkeiten. Sie übernahmen die Gastgeber:innen-Rolle. Sie wagten mehr als nur den Blick in die deutsche Küche und lernten, Gemüse zu putzen und Waffeln zu backen. Das aber scheint mir das Wichtigste: Sie überwanden Grenzen, die des Alters und die der fremden Kultur. Berührungsängste habe ich nicht wahrgenommen, aber wohltuende Berührungen mit Worten und Gesten in großem Maße. M. Diehl