„Leise zieht durch mein Gemüt liebliches Geläute,
klinge, kleines Frühlingslied, kling‘ hinaus ins Weite.“
Für eine Stunde verwandelte sich der Innenhof des Bischof-Weskamm-Hauses am Ostersonntagnachmittag zur Bühne für ein kleines Frühlingsorchester. Da wir in diesen Wochen niemanden in die ZeitOase einladen können, gestalteten Regina Lorek, ihre beiden Töchter Magdalena und Leonore sowie Peter Benkewitz und Norbert Diehl für die Bewohner:innen des Pflegeheimes und des Betreuten Wohnens ein gemeinsames Singen. Die Musiker:innen saßen und standen draußen rings um den Brunnen und die Töne klangen hinauf zu den Balkonen, Fenstern und Türen des Pflegeheimes.
Nicht nur leise war das „Geläute“ von Klavier, Gitarre und Geige und der Gesang aus dem Hof und vom „hohen Chor“ der betagten Menschen von den Balkonen der Wohnbereiche. Am Ende wurde bei „Veronika, der Lenz ist da“ nicht nur kräftig mitgesungen, sondern auch mitgeklatscht. Die vertrauten Lieder klangen im wahrsten Sinne des Wortes mit großer Hingabe und Freude hinaus ins Weite und schafften zugleich eine Brücke in die Herzen.
Danke für diese schöne Gemeinschaft unter sonnigem Osterhimmel, die ein Stückchen Weite, Freiheit und Verbundenheit in dieser entbehrungsreichen Krisenzeit stiftete. M. Diehl
Hier können Sie einen kleinen Einblick in die Arbeit unserer ZeitOase® Magdeburg gewinnen.
Klingender Ostersonntag 2020
Auf neuen Wegen
Es ist Mittwochvormittag (1.4.)
Eigentlich würde die Koordinatorin die Kaffeetafel in der ZeitOase vorbereiten. Heute brauchen keine Tische eingedeckt und dekoriert zu werden. Auch die Kuchenteller bleiben leer.
Stattdessen bringt Zeit-Stifterin Mechthild Scholz 30 Ostergestecke, die sie liebevoll bestückt hat mit einer selbstgebastelten Osterglocke und mit frischem Grün aus dem Garten. Immer hat sie eine passende Idee für ein Oster- oder Advents- Gesteck. Unter ihrer Anleitung können die Teilnehmenden an unseren Stiftungstreffen sich sonst selbst eine kleine Dekoration für ihren Wohnraum gestalten. In diesem Frühling darf es nicht sein. Aber die Grüße sollen die älteren Menschen dennoch erhalten. Mit jedem Töpfchen sagen wir: Wir denken an Sie!
Die räumlich verordnete Distanz macht viele Menschen in diesen Tagen erfinderisch in Bezug auf Hilfsangebote und das Kontakt-Halten mit denen, die allein sind und nicht besucht werden dürfen.
Das Telefon klingelte in den vergangenen drei Wochen wesentlich öfter bei uns allen. „Wie geht es Ihnen?“ – die meist gestellte Frage. Es tut einem jedem gut, wenn an ihn gedacht wird, wenn wir trotz Ausgehverbot voneinander etwas erfahren. Sich gegenseitig ermuntern, sich an schöne Begebenheiten der vergangenen Zeit erinnern oder die Vorfreude teilen, dass wir uns nach diesen entbehrungsreichen Wochen wiedersehen werden.
Jemanden über Whats App zu erreichen, das ist nichts Außergewöhnliches. Wenn mich die 91jährige Frau Ehlenberger in ihrer eben eingerichteten Whats App Gruppe begrüßt, dann ist es für mich ein großes Zeichen von Lebenfsfreude, Optimismus und Verbundenheit.
Whats App ist auch ein rege genutztes Medium mit den geflüchteten Menschen aus Syrien, Afghanistan und aus dem Iran, die seit vielen Monaten in die ZeitOase kommen, um ehrenamtlich tätig zu sein und um freundschaftliche Kontakte zu knüpfen mit Menschen in ihrer neuen Heimat. Wir sind traurig, dass wir uns nun so lange nicht sehen können. Aber die Zeichen unseres Miteinanders sind Beweise für entstandene und gewachsene Beziehungen.
Mittwochnachmittag (1.4.) um 15 Uhr: Jetzt würden sich die Dank – und Zeit-Stifter:innen in der Zeitoase treffen. Seit mehr als zwei Wochen bleibt es still in unserem Raum, niemand kommt über die Harsdorfer Straße mit dem Rollator gelaufen oder wird im Rollstuhl geschoben.
Um den Entzugserscheinungen etwas entgegenzuhalten, verabredeten wir uns deshalb zu dieser Zeit zum kurzen Plaudern und zum Winken über den Balkon mit einigen Dank-Stifterinnen aus dem Bischof-Weskamm-Haus.
„Fenstern“ – das geht nicht nur für Jungverliebte, was unsere Fotos beweisen.
Unsere Kreativität wird auch in den kommenden Wochen noch gefragt sein. Ganz sicher wird dieses Virus nicht unsere Verbindungen zerstören. Ich glaube, im Namen vieler zu sprechen, wenn ich sage, dass es eine ganz besondere Herausforderung und ebenso eine große Chance ist, mit den Menschen umzugehen und für einander da zu sein.
Viel gutes neues Miteinander!
Bleiben Sie gesund!
Ihre Margitta Diehl
Wintermärchen
Königlicher Besuch
Kleine Könige zogen am 8. Januar wieder durch viele Häuser und Wohnungen. Fünf von ihnen kamen aus der St. Petri – Gemeinde mit ihren Begleiterinnen, um den Menschen in der ZeitOase und allen Gästen für dieses Jahr Frieden und Wohlergehen zu wünschen. Fröhliche Kinderstimmen erfüllten unseren Raum und sorgten für eine ganz besondere und feierliche Atmosphäre.
Praktikant aus Fernost
Vom 20. Januar bis zum 6. Februar absolvierte Zihao Ma als Schüler des Domgymnasiums sein Sozialpraktikum als Zeit-Stifter. Wir tauschten uns aus über das Leben und die Traditionen in seinem Land. Er konnte bei uns lernen, was es zu beachten gibt im Zusammensein mit älteren und kranken Menschen und er spürte sehr konkret, wie sich generationenübergreifende Gemeinschaft anfühlt. Noch nie zuvor schob er einen Rollstuhl. Das Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ kannte er bisher nicht. Er war mit viel Einfühlungsvermögen an jedem Praktikumstag tätig.
Das chinesische neue Jahr begann erst am 25. Januar. So feierten wir es als ZeitOasengemeinschaft mit ihm gemeinsam. Sehr gern ließen wir uns bewirten mit einem ganz besonderen Tee, den er speziell für uns mitbrachte und zubereitete. Den Kuchen dazu hatte er bereits am Vormittag unter Anleitung gebacken.
Ferienköche
Die beiden Prinzen Jonas und Leon - unsere Jungs aus der 9. Klasse, die uns seit mehr als zwei Jahren immer wieder Zeit schenken - haben für uns und mit uns in ihren Winterferien am 12. Februar den Kochlöffel geschwungen. Ein indisches Gericht sollte es sein, welches sie bereits im Rahmen des Schulunterrichtes erprobt hatten. Die exotische Mischung aus verschiedenen Gemüsesorten, Reis, Putenfleisch und den besonderen Gewürzen wie Chilli und Curry war zwar etwas scharf, aber äußerst köstlich.
Winterdüfte
Das Apothekerehepaar Gröpler (Goetheapotheke) brachte uns ein Dufträtsel mit zum Stiftungsnachmittag am 19. Februar. Wattebällchen dienten uns als Dekoration statt des vergeblich ersehnten Schnees in diesem Winter. Aber die Düfte von Lavendel, Minze, Salbei usw. waren ganz echt und die entsprechende Beratung sehr anregend und kurzweilig.
Klingt das alles ein wenig märchenhaft?
Ja, das finde ich auch.
Aber noch toller finde ich, dass es alles wirklich stattgefunden hat!
Herzlichen Dank für alle Wohlfühlstunden in den vergangenen Winterwochen. M.Diehl
Spiegelbild
„Spiegelbild“ - so könnte dieses Foto überschrieben sein. Beim Blick in den Spiegel sehen wir uns selbst und wir sehen, was hinter uns liegt. Dieses Bild entstand beim gemeinsamen Adventsliedersingen am 18. Dezember im Foyer des Bischof-Weskamm-Hauses. Gerne verrate ich Ihnen meine Deutung. Da singen Menschen in einer besonderen Zeit altvertraute Lieder. Sie werden beschenkt durch die musikalische Begleitung, erleben hautnah Zu-Wendung. Sie singen in Gemeinschaft. Das ist so wohltuend, denn es gibt ihnen ein gutes Gefühl des Geborgenseins und des Miteinanders. Dieses Lächeln kann auch zutreffen für das Betrachten der vergangenen Monate. Selbst traurige Momente ließen sich besser aushalten, wenn andere Menschen daran Anteil genommen haben. Und die freudigen Anlässe machten sie doppelt froh, weil das mit der geteilten Freude erfahrungsgemäß so ist. Die Frauen auf dem Foto schauen lächelnd nach vorn. Tun wir es ebenfalls! Reichlich goldene Momente im neuen Jahrzehnt wünsche ich allen Menschen, die in unsere ZeitOasen kommen und allen, die uns in unserer Arbeit begleiten und unterstützen. M. Diehl
Goldene Zeiten
Ein Erntefest der besonderen Art ist der Geburtstag eines Menschen.
Was liegt in unserem persönlichen Erntekorb?
Worüber dürfen wir uns freuen? Wofür dürfen wir danken?
Am 7. Oktober war die Magdeburger Stiftungsgruppe zur gemeinsamen Geburtstagsfeier einiger Zeit-Stifter:innen in die Zeitoase eingeladen.
Die herbstlich bunte Dekoration und die lukullischen Genüsse passten nicht nur zur Jahreszeit, sondern sie regten auch zum Nachsinnen über die eigenen gereiften Früchte in unserem Leben an.
Die Oktobersonne strahlte mitten auf unsere Tafel an diesem Nachmittag und ließ uns im wahrsten Sinne des Wortes eine goldene Zeit erleben.
Freut Euch mit mir. Es ist so traurig, sich allein zu freuen.
So lautete das Thema des diesjährigen Sommerfestes der ZeitOase Magdeburg, welches am 28. Juni im Sommersonnenschein gefeiert wurde.
Viele Zeit- und Dank-Stifter:innen sowie Freunde und Förderer waren der Einladung gefolgt.
Freude lag tatsächlich nicht nur in der Sommerluft, sondern sie war zu spüren inmitten des bunten Treibens im Garten. Vor allem war sie zu sehen in den Gesichtern der Gäste.
In die ZeitOase laden wir nicht nur zu diesem besonderen Fest einmal im Jahr ein. Sie ist das ganze Jahr über ein Raum für Begegnung, ein Ort des Kennenlernens, ein Brunnen der Freude.
In einigen Regionen der Welt gibt es das Wort „Fremder“ nicht. Solch ein Ort ist auch unsere ZeitOase.
Kommen Sie!
Schauen Sie!
Er- leben Sie!